08.05.2024, Luzern: Parkplatzgebühren sind vom Tisch
Seit zwei Jahren bittet Luzern als schweizweit erste Stadt Töff-Fahrende zur Kasse. Für das Parkieren am Löwengraben müssen Biker seit Januar 2022 pro Parkstunde 60 Rappen zahlen - und das rund um die Uhr. Nun zieht das zuständige Tiefbauamt den Stecker. "Im Rahmen eines Monitorings zeigte sich, dass die 24 kostenpflichtigen
Motoparkplätze am Löwengraben wenig genutzt wurden", teilt die Stadt per Pressemitteilung mit. Das Pilotprojekt werde nicht weitergeführt.
Konkret bedeutet das: Während des zweijährigen Pilotprojekts wurde rund 3'900 Mal
kostenpflichtig parkiert. Das hat 6’380 Franken in die Stadtkassen gespült. Dem standen - laut Luzerner Zeitung - aber einmalige Investitionskosten von 85'000 Franken und 15'000 Franken jährliche Betriebskosten gegenüber. "Selbst, wenn die Stadt die erwarteten 10'000 Franken jährlich eingenommen hätte, wäre das ein grosses Defizitgeschäft geworden", sagt Torben Stephan, der für Luzern verantwortliche Vertreter der IG Motorrad Schweiz. Es stehe der Verdacht im Raum, dass hier Motorradfahrer und -fahrerinnen gegängelt werden sollten.
Ganz im Gegenteil führten die gebührenpflichtigen Parkplätze am beliebten Löwengraben zu mehr wildem Parkieren. Auch kostenlose Töff-Parkplätze in der Nähe seien überstellt worden, teilte die Stadt mit.
"Das Projekt war von Anfang an zum Scheitern verurteilt", sagt Torben Stephan. Dass der Stadtrat laut Luzerner Zeitung "gebührenpflichtige Töffparkplätze grundsätzlich als gutes Mittel erachtet, um die Nachfrage zu lenken", kann er nicht nachvollziehen. Die Schweizer Städte sollten endlich umdenken und das Motorrad als Platz sparendes, umweltfreundliches und effizientes Verkehrsmittel aktiv fördern, statt die Motorrad-Fahrenden bei jeder Möglichkeit zu benachteiligen. "Es ist doch besser, jemand fährt mit dem Töff in die Stadt als mit seinem SUV", sagt der IG-Motorrad-Vertreter.
Deswegen fordert die IG Motorrad seit langem, genügend Parkraum in den Innenstädten zu gewährleisten oder das Parkverbot auf Fussgängerwegen aufzuheben. Ausserdem sollte Töff-Fahrenden die Mitbenutzung von Busspuren genemigt werden.
Die Stadt betont, dass sie seit 2021 rund 270 zusätzliche Parkplätze geschaffen habe. In den meisten Fällen wurden dafür Auto-Parkplätze umfunktioniert - im Verhältnis 1:5. "Wir begrüssen diese Entwicklung, wissen aber von unseren Mitgliedern, dass diese Parkplätze gerade einmal für kleinere Motorroller ausreichend gross sind", berichtet Torben Stephan. Eine BMW GS oder gar ein Gespann passten nicht in das eingezeichneten Parkfeld. Erst recht nicht, wenn sie Koffer habe. "Hier zeigt sich, wie wenig Verständnis von Motorrädern in der Verwaltung vorhanden ist", sagt der IGM-Vertreter. Dass zeige auch die Aussage der Stadt, ihre Mitarbeiter könnten nicht zwischen Elektro-Töff und Verbrenner unterscheiden. "Wir sind sehr gern bereit, hier Unterstützung zu leisten", sagt Torben Stephan.
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